Farmhaltung
 

Der Chinchilla in der Farmhaltung

Die Zuchtweibchen werden in Einzelkäfigen aus Maschendraht gehalten. Diese Käfige haben eine Grundfläche von 0,14 bis 0,5 m² und sind meist 35 bis 40 cm hoch. Der Käfigboden besteht wie die Wände aus Maschendraht. Manchmal verfügt der Boden noch über einen kleinen Holzteil. Der Kot fällt in Blechwannen unter den Käfigen. Die Käfige befinden sich in 3 bis 5 Schichten übereinander. So werden auf 10 m² bis zu 60 Chinchillas gehalten.

 

Die Einzelkäfige sind durch Korridore verbunden. In den Korridoren leben die Männchen. Sie haben Zugang zu 4 bis 10 Weibchen. Durch Öffnungen können sie zu den Weibchen in die Einzelkäfige gelangen. Damit aber das Weibchen selber nicht aus dem Einzelkäfig entweichen kann, trägt es einen hohen Plastikkragen. Wenn das Weibchen trächtig ist, wird der Zugang zu seinem Käfig geschlossen. 6 bis 8 Wochen nach der Geburt der Jungen wird der Zugang wieder geöffnet. Die Jungtiere werden in Drahtgitterkäfige mit den Ausmassen 40 x 40 x 40 cm verbracht. Dort bleiben sie bis zur Schlachtung.

 

Für ein Tier, das sich natürlicherweise springend fortbewegt, stellen die niedrigen Käfige eine untolerierbare Einschränkung dar. Wenn sich die Chinchillas erschrecken, springen sie reflexartig hoch und prallen an die Gitterdecke. Dabei kommt es oft zu Verletzungen. Gefüttert werden sie mit Trockenfutter. Die Jungtiere haben teilweise Schwierigkeiten, diese "Pellets" zu fressen. Aber auch die erwachsenen Tiere sind damit nicht optimal ernährt, da ihr Verdauungssystem auf frisches, grünes Gemüse und Obst eingestellt ist.

 

Die Männchen, die in den Korridoren leben, finden dort keine eigenen Wasser- oder Futterbehälter vor und müssen somit diejenigen der Weibchen nutzen. Oft kommt es dadurch zu Streitereien, welche nicht selten Bisswunden zur Folge haben. Man findet deshalb auf Farmen auch immer wieder Chinchillas mit verletzten oder sogar fehlenden Ohren, Augen oder Schwänzen. Die engen Behausungen und das erzwungene Sozialgefüge führen zu Verhaltensstörungen. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Tiere sich selbst oder ihren Artgenossen den Pelz annagen.

 

Die Käfige verfügen meist nicht über eine Nestbox und nur selten ist ein wenig Stroh eingestreut. Die nachtaktiven, scheuen Chinchillas können sich auf diese Weise nirgends vor dem Menschen oder den Artgenossen zurückziehen. Eine weitere Belastung ist der Umstand, dass die Arbeit auf der Farm und mit den Tieren tagsüber verrichtet wird. Für die ausschliesslich nachtaktiven Chinchillas bedeutet dies grossen Stress. Oft haben die Tiere auch keinen Zugang zum notwendigen Sandbad. In einer wissenschaftlichen Studie stand den Chinchillas während 4 Stunden täglich ein Sandbad zur Verfügung. Resultat: Die Tiere verbrachten den grössten Teil dieser Zeit mit Sandbaden. Das zeigt eindeutig, dass diese Art der Fellpflege für Chinchillas ein elementares Bedürfnis darstellt.

 

Chinchillas lassen sich in Farmhaltung nur schlecht züchten. Während wildlebende Weibchen ein- bis zweimal jährlich je bis zu 6 Junge werfen, liegt der Durchschnitt in der Farmhaltung weltweit jährlich bei 2,2 Jungen pro Weibchen. Zum einen sind nur etwa 26% der Paarungen erfolgreich. Einer der Gründe dafür ist, dass sich das Weibchen das Männchen nicht aussuchen kann. Nach der Geburt ist es für das Weibchen überlebenswichtig, dass es die Plazenta fressen kann, denn diese enthält lebenswichtige Nährstoffe, die es für die Zeit des Säugens braucht. Oft fällt die Plazenta aber durch den Drahtgitterboden und ist nicht mehr erreichbar. Schliesslich kommt bei der Farmhaltung eine hohe Jungensterblichkeit hinzu, ausgelöst etwa durch Infektionen, was auf eine reduzierte Lebensfähigkeit hinweist.

 

Langes Warten auf den Tod

Chinchilla eingesperrt
© lexus2D / flickr.com
 

ACHTUNG!

Der folgende Film zeigt harte Tatsachen und ist deshalb nicht für jedermann geeignet!

 

Chinchillafarm

 

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