Hintergründe
 

Vorwärts in die Vergangenheit

Die Nutzung von Tieren und tierischen Produkten ist ein nicht weg zu denkender Teil der menschlichen Entwicklungsgeschichte. Das gilt auch für Tierpelze. Im Klima der Eiszeiten, in denen unsere Vorfahren lebten, war nackte Haut ein tödlicher Nachteil für alle, die es nicht schafften, sich gegen extreme Witterungsbedingungen zu schützen. Ohne Tierfelle – das ist sicher – hätte unsere biologische und kulturelle Evolution entweder frühzeitig geendet, oder sie wäre anders verlaufen.

 

Heute scheint bei vielen Menschen unbewusst die Erinnerung an früheste Zeiten noch nachzuhallen. Man sieht das an traditionellen Zeichen geistlicher und weltlicher Macht wie dem Hermelinmantel oder der Leopardenmütze. Oder an der Tatsache, dass im Zeitalter vollklimatisierter Häuser und modernster Thermofaser-Bekleidung überhaupt noch Pelz getragen wird. Auch ganz persönliche Eindrücke von Pelz sind geeignet, sich tief im Unterbewusstsein einzugraben. Pelze sind typische "Handschmeichler". Mag sein, dass der Anblick von Fell nicht überall als schön taxiert wird. Kaum denkbar ist aber, dass jemand das Streicheln eines weichen Fells nicht als angenehm empfinden könnte. Solch grundlegend positive Empfindungen rühren unwillkürlich an unbewusste frühkindliche Erinnerungen.

 

Verhältnis zum Tier im Wandel

Die Tatsache, dass auch heutige Menschen Pelze nutzen, ist an sich kein Tierschutzproblem. Wir essen ja auch Fleisch und Eier, trinken Milch oder tragen Lederschuhe. Tiere und tierische Produkte waren und sind ein Teil unseres Daseins. Im Gegensatz zu unseren frühen Vorfahren aber haben wir Anstand und Respekt gegenüber den tierischen Lieferanten verloren. Wir zögern nicht, Tiere auszubeuten und ihnen Leid zuzufügen, wenn es unseren Bedürfnissen dient.

 

Die Gewinnung bzw. Produktion von Tierfellen zu Bekleidungszwecken ist ein typisches Beispiel menschlicher Ignoranz und Respektlosigkeit. Kaum irgendwo in unserer Zivilisation werden Tiere derart brutal behandelt wie bei der industriellen Pelzproduktion. Landwirtschaftliche Nutztiere, Versuchstiere oder Heimtiere geniessen in den meisten Ländern unserer Breitegrade wenigstens einen minimalen Schutz. Nicht so die Pelztiere. Sie werden unter grausamsten Bedingungen in Farmen gehalten oder mittels qualvoller Jagd- und Fangmethoden der Natur entnommen.

 

Es hat sich nichts geändert

Seit den 80er-Jahren finden weltweite Proteste gegen die Pelzproduktion statt. Ebenso lange sind auch die Fakten bezüglich Haltung, Fang und Tötung von Pelztieren auf dem Tisch. Obwohl der Pelzkonsum zwischenzeitlich Einbrüche erlitten hat, setzt die Branche nach wie vor auf Qualprodukte. Die Position aus Tierschutzsicht ist deshalb klar. Es gibt keinen Pelz aus artgerechter Tierhaltung. Erst recht nicht im Jahr 2014, wo viel Billigware aus chinesischer und damit grausamster Produktion stammt und auch in die Schweiz importiert wird. Wir bleiben deshalb am Ball und liefern die Fakten. Mündige und gut informierte Konsumenten und Konsumentinnen sind das einzige wirksame Mittel gegen millionenfaches Tierleid zu Modezwecken. Pelztragen ist und bleibt (Ge)wissensfrage.

 

 

Deklarationspflicht für Pelzprodukte in Kraft

Pelze und Pelzprodukte müssen in der Schweiz ab dem 1. März 2014 mit Angaben zu Tierart, Herkunft und Gewinnungsart versehen werden. Die Deklarationspflicht soll Konsumentinnen und Konsumenten die Möglichkeit geben, sich vor dem Kauf zu informieren und bei der Produktewahl tierschützerisch wichtige Aspekte zu berücksichtigen. Grundsätzlich ist eine Deklarationspflicht für Konsumgüter zu begrüssen. Dadurch wird die Pelzproduktion aber nicht art- und tiergerechter. Der Zürcher Tierschutz rät darum vom Kauf von Pelz dringend ab.

 

Pelz ist und bleibt Tierqual, auch mit Deklaration

Eine Deklarationspflicht vermindert das Tierleid nicht. Die Angaben ‚Käfighaltung mit Gitterboden‘ zeigen dem Kunden zwar klar, dass es sich um eine tierquälerische Haltung handeln muss, aber aus Sicht des Tierschutzes sind grundsätzlich alle Haltungs- und auch die meisten Jagdformen für Pelztiere abzulehnen.

 

Es wird der Pelzindustrie nicht immer möglich sein, die Pelze zurückzuverfolgen und das Ursprungsland korrekt zu deklarieren. Denn die Verarbeitung findet häufig nicht im Ursprungsland statt. Speziell Vorsicht geboten ist bei ungenauen Angaben wie ‚Asien‘ oder ‚Kann aus Fallenjagd oder Jagd ohne Fallen oder aus jeder möglichen Haltungsart, insbesondere auch aus der Käfighaltung, stammen‘. Dann hat der Anbieter nämlich schlichtweg keine Ahnung, wie das Tier "gewonnen" wurde oder woher es genau stammt.

 

Pelz ist rückständig

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