Biologie und Verhalten
 

Der Zobel

Der Zobel ist ein Raubtier und gehört wie der Nerz oder der Fichtenmarder zur Familie der Marder (Mustelidae). Sein Verbreitungsgebiet erstreckte sich einst von Skandinavien bis Nordchina. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde er aber wegen seines Pelzes so intensiv bejagt, dass die Bestände stark abnahmen. In der Zwischenzeit hat er sich wieder erholt, ist aber im Westen nicht mehr zu finden und kommt heute nur noch in Sibirien und Nordchina vor.

 

Der Zobel ist eng mit unserem Baummarder verwandt und besitzt den mardertypischen Körperbau mit langem schlankem Körper, im Verhältnis dazu kurzen Beinen und einem buschigen Schwanz. Das Männchen misst 38 bis 56 cm und wiegt zwischen 880 und 1800 g. Die Weibchen sind mit einer Körperlänge von 35 bis 51 cm und einem Gewicht von 700 bis 1560 g etwas kleiner. Die Fellfarbe reicht von hell- bis dunkelbraun und ist an der Bauchseite meist heller als an Rücken und Beinen. Viele Zobel tragen einen hellen Fleck an der Kehle, der weiss, grau oder gelblich sein kann. Das Winterfell ist dichter und flauschiger als das Sommerfell. Die maximale Lebenserwartung beträgt 8 Jahre.

 

Der Zobel ist ein charakteristischer Bewohner der Taiga. Er lebt in dichten Nadelwäldern, sowohl im Flachland wie auch in den Bergen; oberhalb der Baumgrenze trifft man ihn jedoch nicht an. Er ist ein Einzelgänger und verbringt sein Leben am Boden. In der Nacht zieht sich der tagaktive Zobel in seinen Erdbau zurück. Bei schlechter Witterung wie Schneestürmen oder bei intensiver Bejagung bleibt er auch gelegentlich für Tage in seinem Bau. Dafür lagert er Nahrungsvorräte, die ihn versorgen, bis er wieder auf die Jagd gehen kann. Der Zobel ernährt sich bevorzugt von Fleisch. Er erbeutet Kleinnager, kleine Vögel, Eichhörnchen und bei Gelegenheit sogar Fisch. Auch Vogeleier gehören saisonal auf seinen Speisezettel. Bei Nahrungsknappheit behilft er sich mit Beeren, Nüssen und anderer pflanzlicher Nahrung.

 

Zobel paaren sich je nach Breitengrad zwischen Mitte Juni und Mitte August. Werben mehrere Männchen um ein bestimmtes Weibchen, kommt es zwischen ihnen zu schweren Kämpfen. Nach der Befruchtung entwickeln sich die Embryonen nicht sofort, sondern erst nach einer Keimruhe von ungefähr 8 Monaten, damit die Geburt in die günstige Jahreszeit fällt. 25 bis 30 Tage nach Ende der Keimruhe wirft das Zobelweibchen 1 bis 7 Junge. Das Männchen beteiligt sich in der Regel nicht an der Jungenaufzucht. Es wurden aber auch schon einzelne Männchen beobachtet, die Weibchen und Junge verteidigen oder sie sogar mit Futter versorgen. Im Alter von 35 Tagen verlassen die Jungen bereits regelmässig das Nest. Nach 7 Wochen werden sie von der Mutter nicht mehr gesäugt, sondern mit hochgewürgtem Fleisch gefüttert. Mit 2 Jahren werden Zobel geschlechtsreif.

 

Der Fluch des edlen Fells

 

Buch-Tipp

  • Marder, Iltis, Nerz und Wiesel
    Kleine Tiere - grosse Jäger
    Marchesi, Paul / Mermod, Claude / Salzmann, Hans C.
    ISBN 978-3-258-07465-8