Biologie und Verhalten
 

Der Waschbär

Der Waschbär gehört als Vertreter der Kleinbären (Procyonidae) zu den Raubtieren. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom südlichen Kanada bis zum nördlichen Südamerika. In den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden einige Waschbären bewusst in Europa ausgesetzt. Zusammen mit aus Pelztierfarmen entwichenen Artgenossen gründeten diese neue Populationen, und heute ist der Waschbär in ganz Nordeuropa zu finden. Als Nesträuber gilt er zwar eher als unerfreulicher Zuwachs, zählt aber inzwischen zur einheimischen Fauna.

 

Seine auffallendsten Merkmale sind die schwarze Augenmaske und der buschige Schwanz mit 4 bis 10 schwarzen Ringen. Mit den beweglichen, mit hervorragendem Tastsinn ausgestatteten Vorderpfoten, die menschlichen Händen gleichen, kann der Waschbär selbst in trübem, eiskaltem Wasser und in Erd- und Baumlöchern Essbares erhaschen. Sein Körper ist stämmig und wiegt zwischen 5 und 10 kg, Männchen sind in der Regel schwerer. Der Kleinbär erreicht bei 25 bis 35 cm Schulterhöhe eine Kopf-Rumpflänge von 50 bis 70 cm und eine Schwanzlänge von 20 bis 25 cm. Der buschige Schwanz kann bis zu 50% der Gesamtlänge ausmachen. Die Farbe des dichten Fells reicht je nach Lebensraum von grau über rotbraun zu gelbbraun. Der Waschbär ist nachtaktiv, sieht im Dunkeln sehr gut und verfügt über einen ausgezeichneten Geruchssinn. Er kann bis zu 16 Jahre alt werden. Die meisten Waschbären erreichen aber kaum das dritte Lebensjahr. Zu den häufigsten Todesursachen gehören Fallen, der Strassenverkehr und Unterernährung. Weitere Feinde sind Kojoten, Wölfe und grosse Greifvögel.

 

Der Waschbär lebt bevorzugt in Laub- und Mischwäldern mit altem Baumbestand in Wassernähe. Als extrem anpassungsfähiger Allesfresser trifft man ihn aber auch in der Nähe von Farmen, am Rand menschlicher Siedlungen und sogar in der Stadt an. Aufgrund dieser Fähigkeit gedeiht der Waschbärenbestand prächtig, obwohl sein natürlicher Lebensraum kontinuierlich schrumpft. Im Wald schläft der nachtaktive Kleinbär tagsüber in Baumhöhlen oder im verlassenen Bau anderer Tiere. In Menschennähe bieten ihm verlassene Gebäude, Ställe, Garagen und Gartenhäuschen Schutz vor Feinden. In sehr kalten Wintern schlafen Waschbären über lange Zeiträume, einen echten Winterschlaf machen sie jedoch nicht.

 

Bei ihrer üblichen gemächlichen Gangart scheinen Waschbären schwerfällig, sie können aber durchaus schnell rennen und eine Geschwindigkeit von bis zu 24 Stundenkilometern erreichen. Sie wandern nicht weiter als unbedingt nötig, solange sie nicht knappes Nahrungsangebot oder die Suche nach Weibchen dazu zwingt. Sie sind gute Kletterer und springen mit Leichtigkeit aus Höhen von 12 m. Waschbären können auch gut schwimmen. Der Waschbär ist ein Allesfresser. Der grösste Teil seiner Nahrung besteht aus Früchten, Beeren und Nüssen. Regenwürmer, Insekten, Krebse, Muscheln, Kleinnager, Frösche und Vogeleier ergänzen seinen Speiseplan. Bei Gelegenheit frisst er, sehr zum Missfallen der Farmer, auch gern Mais, Wassermelonen und andere landwirtschaftliche Produkte. In menschlichen Siedlungen findet der geschickte Allesfresser natürlich in Haushaltsabfällen einen gedeckten Tisch.

 

Waschbären sind Einzelgänger, wobei vor allem die Weibchen untereinander ein soziales Beziehungsnetz unterhalten. Bei sehr konstantem Nahrungsangebot aber (zum Beispiel Siedlungsabfall) können auch grössere, recht dichte Waschbärkolonien entstehen. Während der Paarungszeit leben sie gelegentlich kurzzeitig paarweise zusammen. Im Norden dauert die Paarungszeit von Januar bis März, im Süden beginnt sie später. Normalerweise wirft das Weibchen einmal jährlich 3 bis 4 Junge. Danach bleiben die Jungen ein Jahr lang bei der Mutter, obwohl sie bereits mit 2 Monaten entwöhnt werden und anfangen, selber auf Futtersuche zu gehen.

 

Sympathischer Allrounder

Waschbär
© Mike Wu / flickr.com
 

Infos zum Waschbär

    • Wunderschöne Fotos und kurze Videos von Waschbären in der freien Natur finden Sie hier:

      ARKive video - Northern raccoon hunting crayfish in stream

      • Glückwünsche zum Vierzigsten, Waschbär! Monographie, herausgegeben vom Zürcher Tierschutz. Bestellung via E-Mail oder +41 44 261 97 14